Autorenarchiv

1782 Rosenkreuzer

(Göhrung, Josef Friedrich): Die Pflichten der G(old-) und R(osen-)C(reutzer) alten Sistems in Juniorats-Versammlungen abgehandelt von Chrysophiron, nebst einigen beigefügten Reden anderer Brüder. (Berlin), 1782. XL, 232 S.  HLwd. um 1900, Rücken oben mit kleinem Etikett der Loge Royal York.   €900

Wolfstieg 42513; Gardner 750;- Caillet 11471; Kopp II, 225 – Oftmals auch irrtümlich J. Ch. von Wöllner zugeschrieben. – Eingehende Erläuterungen der 7 Eidpunkte und Ordenspflichten der Gold- und Rosenkreuzer, die der Autor im Schuldturm verfasste. – Das mit H—- unterzeichnete Vorwort richtet sich gegen eine Schrift mit dem Titel „Ueber Jesuiten, Freymaurer, und deutsche Rosencreuzer“, welche unter dem Pseudonym Joseph Aloysius Maier (i.e. Adolph Franz Friedrich Ludwig von Knigge) erschienen ist. – Titel mit alten Einträgen und Monogramm RY, verso mit Logenstempel, dieser ebenfalls auf S. 77 und am Schluss. Tls. etwas fleckig.

 

 

1734 Salzburger Emigration

(Sancke, Christoph): Ausführliche Historie derer Emigranten oder vertriebenen Lutheraner aus dem Erz-Bissthum Saltzburg, Worinnen man findet I. Eine Geographische Beschreibung, nebst einer accuraten Land-Charte dieses Ertz-Bißthums. II. Eine Historische Erzehlung von dessen Ursprunge, und denen remarquablesten Ertz-Bischöffen. III. Eine gründliche Ausführung derer dortigen Religions-Händel … IV. Was sich vor, bey und nach der ietzigen grossen Vertreibung daselbst zugetragen ; Alles aus glaubwürdigen Historien-Schreibern, und denen zu Regensburg gedruckten Acten heraus gezogen, Auch aus denen Friedens-Schlüssen mit Fleiss erläutert. 4 Tle. und 2 angebundene Werke in 2 Bänden. Leipzig, Teubner 1733. Mit insgesamt 4 (1 gefalt.) gest. Tafeln und 2 gefalt. Kupferkarten mit Kolorit. 5 Bll., 224 S.; 11 Bll., 241 S., 1 Bl.; 8 Bll., 253 S., 1 Bl.; 7 Bll., 250 S., 19 Bll. – Angebunden: I. Fischer, Johann Gottlob: Reise-Beschreibung Der Saltzburg-Dürnberger Emigranten, Die um des Bekänntnisses des Christlichen Evangelii willen ihr Vaterland verlassen … und ihre beschwerliche Winter-Reise … nach Holland angetreten, Zu Regenspurg, Nürnberg, Franckfurth und andern vielen Orten geistlich und leiblich erquicket, auch von denen Hochmögenden Herren General-Staaten in die Flandrische Insel Cadsand gnädig aufgenommen worden Leipzig, 1734. 40 S. – II. Franckenstein, Jacob August: Unmaßgebliche Gedancken über das Emigrations-Recht wegen der Religion, so bey Gelegenheit der starcken Emigration derer Saltzburgischen Protestanten, entworffen, Und Nach denen Reichs-Grund-Gesetzen, auch andern in Teutschland üblichen Rechten erwogen, Und mit nöthiger Anführung bewährter Autorum versehen worden. Leipzig, 1734. 60 S. HPrgt. d. Zt. 21 x 17 cm.        €3000

Marsch BU 17. – Der erste Teil in dritter Auflage, Tle. II-IV in erster Auflage. – Eine der Hauptquellen zur Salzburger Emigration, selten vollständig in allen Teilen und mit den hier vorhandenen Beibindungen. – Sancke war Diakon der Thomaskirche in Leipzig und veröffentlichte seine gesammelten Informationen zu den vorbeiziehenden Emigranten anonym. – Die Tafeln zeigen ein Emigrantenpaar mit Ranzen, Stecken und evangelischen Schriften, Ansichten von Salzburg, Königsberg und dem Leipziger Rossmarkt, sowie auf 2 Tafeln Medaillen zur Auswanderung; die Karten das Erzbistum Salzburg und das Königreich Preussen. – Decken berieben. Unteres Rückende des zweiten Bandes mit Fehlstelle. Gleichmäßig gebräunt. Insgesamt recht gutes Exemplar des bedeutenden Werkes!

1789 Dya-Na-Sore oder die Wanderer

 

 

Meyern, Wilhelm Friedrich v.): Dya-Na-Sore oder die Wanderer. Eine Geschichte aus dem Sam-skritt übersezt. 3 Bände. Wien und Leipzig, Joseph Stahel, 1789 – 1791. Mit 6 Kupfertafeln, 3 gestochenen Titelvignetten und 3 gestochenen Schlussvignetten von Malvieux u. a. 496 S.; 1 Bl., 476 S.; 2 Bl., 666 S. Pappbde. d. Zt. mit Rückenschild.  €450 

Goed. V, 460, 1; Rümann 214; Lanck./Oehler III 17; Wolfstieg 41514; Taute, Bundesromane 147. – Band 1 in 2. verb. Auflage, Bde. 2 und 3 in erster Auflage. –  Der Verfasser hieß eigentlich nur Meyer (1759-1829), ein Kanonier aus Ansbach, der sich im Laufe eines bewegten Lebens zu einem „von Meyern“ nobilitierte. Schiller rezensierte den Roman, Goethe las ihn zumindest und für Nietzsche stellte die Phantasmagorie eines spartanischen Heldenstaates wohl auch eine Inspiration dar. – Es „… findet sich hier viel Tiefes und Originelles, von einzigartigem, starkem Denkvermögen zeugend. Danach ist die Vergessenheit, in welche M. gesunken ist, als bitteres Unrecht zu beklagen. Seine Sprache ist ungemein kräftig, schwungvoll, ja fast dithyrambisch, reich an neuen, frischen Wortbildungen und Zusammensetzungen, kühnen Bildern und Wendungen, dabei knapp, präcis und in hohem Grade eindrucksvoll“ (ADB XXI, 643). – „Liest man, was Arno Schmidt in seinem Radio-Essay und Wolfgang Harich in seinem Jean-Paul-Buch über ‚Dya-Na-Sore‘ zu sagen haben, will man nicht glauben, daß beide vom selben Gegenstand handeln. Meyerns politisches Ideal ist für Schmidt ‚das niedrigste, was es überhaupt geben kann: das Kriegerische!‘, für Harich aber ist es das höchste: das demokratischer Revolution … Daß mit dem l. Band von ‚Dya-Na-Sore‘ der Anfang eines politisch-brisanten Romans vorlag, wußten weder Schiller noch Schink, die ihn rezensierten … Bedenkt man, wann und wo dieser Roman geschrieben wurde, so ist das erstaunlich mutig und erklärt den Erfolg, den er trotz seiner künstlerischen Schwächen hatte. Doch vergeht einem die Freude an dieser demokratischen Literaturtradition, wenn man sieht, wie stark hier schon vorgebildet ist, was später einmal, 1933, ‚Nationale Revolution‘ genannt werden wird: Vergottung des Staates, Elite-Denken, Nationalhaß, Militarismus und Verherrlichung des Krieges – alles das also, was Arno Schmidt dazu veranlaßte, den Roman für Wehrkreisbüchereien zu empfehlen“ (aus G. de Bruyns Nachwort‚ Taten und Tugenden. Meyern und sein deutsches Revolutionsmodell‘ zur Neuausgabe von 1979, S. 951 ff.). – Aus der Charlesworth Masonic Library. – Besitzeintrag Comtesse Anna Berényi, 1796. Titel mit altem Monogramm. Etwas berieben und bestoßen. Eine Tafel seitlich knapp beschnitten, eine Tafel etwas feuchtfleckig. Insgesamt recht gutes Exemplar.

 

1824 Die Inspiration zu Büchners Woyzeck

Clarus, Johann Christian August: Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders Johann Christian Woyzeck nach Grundsätzen der Staatsarzneikunde aktenmäßig erwiesen. Leipzig, Gerhard Fleischer 1824. VIII, 60 S. Umschlag aus altem Material.
€2900

Sehr seltene erste Ausgabe des Gutachtens über die Zurechnungsfähigkeit des Johann Christian Woyzecks, der aus Eifersucht seine Geliebte, die Chirurgenwitwe Johanna Christiane Woos, am 2. Juni 1821 ermordete. Der ehemalige Soldat und dann arbeitlose Perückenmacher Woyzeck stellte sich noch am selben Abend der Polizei; der Mediziner Johann Christian August Clarus (1774-1854) erstellte mehrere Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit Woyzecks, die Clarus voll umfänglich attestierte. nach dem dreijährigen Prozess wurde Woyzeck schließlich am 27. August 1824 in der letzten öffentliche Hinrichtung innerhalb der Stadt vor den Augen tausender Schaulustiger dem Scharfrichter übergeben. Kurz vor der Hinrichtung publizierte Clarus vorliegende Schrift mit den Ergebnissen seiner Gutachten mit einem Vorwort, das den Mörder Woyzeck beschreibt, der „durch ein unstätes, wüstes, gedankenloses und unthätiges Leben von einer Stufe der moralischen Verwilderung zur andern herabgesunken“ und habe dann im finstern Aufruhr roher Leidenschaften, ein Menschenleben zerstört“. ine abschreckende Wirkung besonders auf die „heranwachsende Jugend“ erhoffte sich Clarus „bei dem Anblicke des blutenden Verbrechers, oder bei dem Gedanken an ihn“ und er wünschte, dass „sich tief die Wahrheit einprägen [möge], daß Arbeitsscheu, Spiel, Trunkenheit, ungesetzmäßige Befriedigung der Geschlechtslust, und schlechte Gesellschaft, ungeahnet und allmählich zu Verbrechen und zum Blutgerüste führen können“. —- 1825 veröffentlichte Clarus sein Gutachten in überarbeiteter Form in der von Adolph Henke herausgegebenen „Zeitschrift für die Staatsarzneikunde“, welches mit großer Sicherheit von Georg Büchner gelesen wurde (sein Vater, der Mediziner Karl Ernst Büchner, war Abonnent der Zeitschrift“) und ihm zu den Dramenfragment „Woyzeck“ inspirierte. – – – Fleckig und gebrauchsspurig.

1803 Briefe an Natalie über den Gesang

Aubigny von Engelbrunner, Nina d‘: Briefe an Natalie über den Gesang, als Beförderung der häuslichen Glückseligkeit und des geselligen Vergnügens. Ein Handbuch für Freunde des Gesanges, die sich selbst, oder für Mütter und Erzieherinnen, die ihre Zöglinge für diese Kunst bilden möchten. Ein Handbuch für Freunde des Gesanges, die sich selbst, oder für Mütter und Erzieherinnen, die ihre Zöglinge für diese Kunst bilden möchten. Leipzig, Voß 1803. Mit 8 gefalt. Tafeln. XIV, 234 S. HLwd. um 1850.   €480

Eitner I, 236; Fétis I, 168. – Erste Ausgabe des von Beethoven hoch geschätzten Werkes der Komponistin, Harfenistin, Sängerin und Musikpädagogin Nina d’Aubigny von Engelbrunner (1770-1847). – Etwas berieben. Die erste Tafel etwas knittrig.

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1824 Die Inspiration zu Büchners Woyzeck
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Clarus, Johann Christian August: Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders Johann Christian Woyzeck nach Grundsätzen der Staatsarzneikunde aktenmäßig erwiesen. Leipzig, Gerhard Fleischer 1824. VIII, 60 S. Umschlag aus altem Material.
€2900

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